Viel Spaß auf meiner Seite! - Baumpython-Aru - Morelia viridis by Markus Weier

Technik

Terrarien

Meiner Meinung nach gibt es keine oder kaum geeignete Terrarien die man für den Grünen Baumpython von "der Stange" kaufen kann.
Dies gilt insbesondere für die Endterrarien der adulten Exemplare.


Bei Aufzuchtterrarien kann man sich noch eher für absehbare Zeit mit gekauften Standardterrarien behelfen, wobei ich auch dies nicht für optimal halte.

Glasterrarien sind die schlechteste Variante. Zum einen haben sie nahezu keine isolierende Wirkung. Sie sind in der Regel von 3 Seiten einsehbar, was sich nicht unbedingt positiv auf das Tier auswirkt. Durch versprühen von Wasser bilden sich in kurzer Zeit hässliche Kalkrückstände auf den Scheiben, die nur noch schwer zu entfernen sind.
Selbst wenn die Wände mit Korkplatten verkleidet werden, lassen sich die Äste nur bedingt und oder unschön befestigen.
Mit der Beleuchtung/ Wärmequelle und den in der Regel vorgegebenen Lüftungsausschnitten kommt man auch nur selten klar und zuletzt ist man mit den Maßen beschränkt und nicht flexibel genug.

Variable Alustecksysteme wo aufgeschäumte Kunststoffplatten oder Holzplatten verbaut werden eignen sich da schon besser.
OSB-Platten haben den Nachteil, dass man sie mit Epoxidharz versiegelt muss. Optisch wirken sie auf mich auch immer unfertig, sofern man sie im rohen Zustand belässt, was sicherlich Geschmachsache ist.

Ich habe nahezu alle meine Terrarien aus Siebdruckplatten (1,3 - 1,5 cm Stärke) selbst hergestellt. Dieses Material kommt auf LKW oder Fahrzeug-Anhängerböden sowie als Schaltafeln zum Eisatz.
Es ist ohne weitere Behandlung sofort einsetzbar - absolut wasserfest und verzugsfrei.
Die sichtbaren Seitenteile lassen sich von außen furnieren, bekleben oder streichen. Auch ohne Behandlung passt die dunkle Farbe relativ gut zu einem Regenwaldterrarium.
Die Stoßkanten sollten von innen mit Silikon versiegelt werden. Auf den Boden habe ich zur Sicherheit eine Teichfolie als Wanne eingearbeitet.
Die Seitenteile sowie die Rückwand sind mit Korkplatten verkleidet.


Auf diese Art und Weise betreibe ich meine Anlagen (Aufzucht- und Endterrarien) schon über 25  Jahre und den Terrarien sind keinerlei Abnutzungserscheinungen anzusehen.
Es musste (außer hin und wieder ein Ast) nie irgendetwas ausgetauscht oder ausgebessert werden.
Das wichtigste ist aber, dass die Tiere sich in diesen Terrarien offensichtlich wohlfühlen.

Sofern man nicht die Möglichkeit zum selber Bauen sieht - einfach zum ortsansässigen Tischler/Schreiner gehen. Für den ist das die leichteste Übung.

Größe der Terrarien
Die Becken für Jungtiere bis etwa 2,5 Jahre sollten nicht zu groß sein, da man sonst leicht die Übersicht und Kontrolle über die Tiere verliert.


Bewährt haben sich für hierfür Terrarien mit den Maßen 40x40x70 cm (LxBxH - Höhe inclusive 15 cm Beleuchtungskasten)




Detailansichten eines Aufzuchtterrariums




Neonröhre und  gedimmte 25 Watt Birne sorgen für die nötigen Temperaturen

Bei den Terrarien für die "adulten" Exemplare ist meiner Erfahrung nach die Größe 60-70 cm x 70-80 cm x 120 cm (LxBxH) optimal (die Höhe versteht sich inclusive 20 cm Beleuchtungskasten).

Teil der Terrarienanlage der adulten Exemplare. 
Nach Abschalten der Spots leuchten die Neonröhren noch weitere 30 Minuten. In dieser simulierten Dämmerungsphase werden die Baumpythons aktiv und können noch bei Licht gefüttert werden.

Boden
Als Bodengrund verwende ich Blähton mit einem gemischten Durchmesser von 0,5- 1,5 cm.
Dieses Material ist zum einen nicht teuer und leicht zu beschaffen (Baumärkte/Pflanzencenter).
Zum anderen ist es nahezu keimfrei und besitzt eine große offenpoorige Oberfläche. Somit wird Feuchtigkeit gut aufgenommen und auch wieder abgegeben. Durch Kot verschmutzte Bereiche lassen sich leicht austauschen oder sogar in heißem Wasser und Seife reinigen. und wieder einbringen. Das Material schwimmt.
Die großen unregelmäßig geformten Kügelchen bleiben auch nicht an den Schlangen kleben, sofern diese sich mal auf den Boden begeben.

Äste
Bestens bewährt und natürlich wirkend, sind Eichen- und Buchenäste.
Sie sind extrem lange im Terrarium haltbar und im Wald leicht zu beschaffen. Die raue Oberfläche wirkt sich als Häutungshilfe positiv aus. Ich reinige die Äste vor dem Einbringen nur mit heißem Wasser und Seife.
Kunststoffrohre aus dem Baumarkt sind nicht nur völlig unnatürlich, sondern auch als Häutungshilfe ungeeignet, weil sie viel zu glatt sind. Die enthaltenen giftigen Inhaltsstoffe (u.a.Weichmacher) dürften sich mit der Zeit auch nicht positiv auf die Tiere auswirken. 
Korkröhren oder auch Bambusstangen sollte man ebenfalls besser nicht verwenden. Aufgrund des feucht-warmen Klimas, kann sich durch mangelnde Luftzirkulation in den Hohlräumen Schimmel bilden (selbst in Kunststoffröhren ist das der Fall). Dies bleibt oft für lange Zeit unentdeckt. Man nimmt evtl. Schimmelgeruch wahr, kann sich aber nicht erklären woher dieser kommt, weil man ihn nicht sieht.




Bepflanzung
Eine dichte Bepflanzung ist zum Wohlbefinden der Tiere und für die Aufrechterhaltung der Luftfeuchtigkeit unerlässlich. In der Auswahl sind hierbei wenig Grenzen gesetzt. In den Gartencentern wird eine große Palette an geeigneten Grünpflanzen angeboten.
Hier nur einige gut geeignete Beispiele: Efeutute, Scheidenblatt, Bergpalme, Philodendron, Dieffenbachia, diverse Ficusarten, Nestfarn usw.. Orchideen und Bromelien als Farbtupfer sind auch bedingt geeignet.
Am unkompliziertesten ist es die Pflanzen einfach wie gekauft ohne weitere Behandlung mit Topf ins Terrarium zu stellen oder zu hängen.
Man sollte nur vor dem Kauf auf Schädlinge an den Pflanzen achten (unter die Blätter sehen und auf die Blattachseln achten). Die meist saugenden Schädlinge sind für die Schlangen zwar ohne Belang, man möchte sie aber doch lieber nicht im Haus haben da sie sich, einmal eingebracht, verbreiten und nur schwer wieder loszuwerden sind.

Luftfeuchtigkeit
Zur Aufrechterhaltung der Luftfeuchtigkeit sprühe ich zweimal am Tag (Aufzucht -und Endterrarien).
Dabei besprühe ich manuell, mittels Drucksprühgerät, die gesamte Terrariumeinrichtung sowie auch das Tier selbst. Die dabei auf der Haut entstehenden Wasserperlen werden von den Tieren gerne abgetrunken.

Zeiten: Morgens zwischen 6:30 und 8:00 Uhr sowie Nachmittags zwischen 16:00 und 17:00 Uhr.
Die Beleuchtung ist dabei von 7:00 bis 20:30 eingeschaltet.


Trinkmöglichkeit
Neben den täglichen Sprühbädern ist es extrem wichtig den Pythons stehst frisches Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Die Wasssertropfen auf den Schlangen reichen auf Dauer definitiv nicht aus um den Wasserhaushalt der Tiere zu decken! Ohne ausreichende Trinkmöglichkeit kommt es zu Kotstau, Häutungsproblemen und letztendlich zu Beeinträchtigungen der Nierenfunktion (lebensbedrohlich). Darmvorfälle sind bei "adulten" Grünen Baumpythons (bei Jungtieren liegt die Problematik woanders, s. Nachzuchten) neben zu trockener Haltung in Verbindung mit übermäßiger Fütterung, - primär auf Dehydration durch fehlende bzw. geeignete Trinkmöglichkeiten zurückzuführen!


Am besten installiert man in halber Höhe des Terrariums ein entsprechendes Wassergefäß. Daraus trinken die Baumpythons regelmäßig und ausgiebig (meistens nachts). 
Wassergefäße am Boden werden in den hohen Terrarien der adulten Exemplaren dagegen kaum beachtet, wogegen Jungtiere in den kleineren Aufzuchtbecken regelmäßig aus den Wasserschalen am Boden trinken.

Um Krankheiten vorzubeugen ist wiederum wichtig, dass die Tiere grundsätzlich trocken in die Nacht gehen. Also nicht mehr zu spät sprühen. Wenn die Lampen aus sind, geht die Luftfeuchte automatisch in die Höhe.

Es kommt immer wieder die Frage nach Beregnungsanlagen auf. Grundsätzlich ist dagegen nicht einzuwenden. Vor allem für den Fall, wenn man mal kurzfristig verhindert ist und keine Vertretung zur Verfügung steht.
Als Dauereinrichtung stehe ich Begegnungsanlagen eher kritisch gegenüber.
Tatsache ist, dass automatisierte Prozesse oftmals zu einem unbewussten Kontrolldefizit führen.
Indem ich dagegen zweimal am Tag selbst sprühe muss ich mich zwangsläufig, wenn auch nur kurz, mit jedem einzelnen Tier beschäftigen. Somit fallen Unzulänglichkeiten sofort auf.
In unserer stressigen und hektischen Zeit wird bei einem automatisierten Prozess dieser Part der täglichen Kontrolle wahrscheinlich nicht mehr so genau genommen und Probleme fallen dann möglicherweise zu spät auf.

Beleuchtung/ Beheizung
Die immer mehr zum Einsatz kommenden Heatpanels sind als primäre Wärmequelle am Tage, für die Bedürfnisse des Grünen Baumpythons ungeeignet!
Insbesondere bei den Endterrarien der adulten Tiere - immer im Hinblick darauf die Tiere nicht nur für ein paar Jahre gesund zu halten, sondern für Jahrzehnte.
Ungeeignete Terrarien oder Platzeinsparung in der Höhe, um Terrarien aufeinander zu stapeln, sind für mich die einzig erkennbaren Gründe für den Einsatz von Heatpanel. Meines Erachtens wurde hier nur ein Weg gefunden der es ermöglicht Unzulänglichkeiten in der Unterbringung zu kompensieren, was auf Dauer zu Lasten der Tiere geht.
Einzige Einsatzmöglichkeit sehe ich beim Heatpanel, als zusätzliche Wärmequelle, für die Aufrechterhaltung der Nachttemperatur von 22-24 Grad, sofern dieser Wert über die Raumtemperatur nicht eingehalten werden kann.

Warum kann ein Heatpanel den Ansprüchen der Tiere am Tage nicht gerecht werden !?
Grundsätzlich liegt die Vorzugstemperatur des Grünen Baumpythons am Tag bei 29-31 Grad. Auf diese Temperatur wird das Heatpanel somit auch eingestellt.
Fakt ist jedoch, dass dem Baumpython halt nicht immer dieser Temperaturbereich ausreicht.
Wenn das Tier  gefressen hat, in der Häutung ist, ein Weibchen trächtig ist oder nachdem ein Männchen in der Paarungszeit länger in kühlen Bereichen verbracht hat, werden immer wieder punktuelle deutlich wärme Bereiche benötigt (bis 35 Grad), die kurz- oder mittelfristig aufgesucht werden.
Dies erreicht man nur mit einem Strahler!
                        

Ich verwende dazu handelsübliche Reflektorlampen mit 60 Watt Leistung in den Terrarien der adulten Tiere (Aufzuchtbecken 25 Watt). Die Strahler müssen zwingend an einen Dimmer (Schiebe - oder Drehdimmer) oder eine anderweitige elektronische Regulierungseinheit angeschlossen werden. Darüber wird dann die gewünschte Temperatur eingestellt.
Für die eigentliche Ausleuchtung verwende ich handelsübliche Leuchtstoffröhren (keine LED Röhren wegen der fehlenden Wärmeabstrahlung) aus dem Baumarkt mit entsprechender, dem Terrarium angepasster Länge (Bezeichnung Cool White oder Day White).
Mit dieser Kombination lassen sich problemlos seitlich des Strahlers sowie in Ecken des Terrariums Bereiche mit der Vorzugstemperatur schaffen, wogegen direkt unter dem Strahler (ca. 15 -20 cm unterhalb) zwangsläufig punktuell die benötigten wärmeren Bereiche geschaffen werden.
Mit einem Heatpanel ist das wegen der großen Oberfläche nicht möglich. Man schafft damit keine Temperaturzonen in 2 Richtungen (lediglich Vorzugstemperatur, die man zudem wegen der Trägheit des Heatpanel auch nur sehr langsam erreicht und nach unten abfallende Werte) - der Hotspot dagegen fehlt!.

Des Weiteren entstehen in einem gut strukturierten und dicht bepflanzten Terrarium mittels Spot genau wie in der Natur, wenn die Sonne scheint, helle und verschattete Bereiche, die im Terrarium bis in die Tiefe reichen, was ein natürliches Bild ergibt und dem Tier einen geregelten Tag- Nacht Rhythmus vermittelt.
Somit wird erreicht, dass sich die Tiere genau wie in der Natur in sonnige Bereiche begeben wenn sie Wärme benötigen und in den Schatten zurückweichen wenn ihnen zu heiß wird.
Beim Heatpanel erreicht man durch die fehlende Lichtquelle (Strahler) am Tag einen andauernden und kontrastlosen Dämmerzustand im Terrarium der oftmals dazu führt, dass die ansonsten dämmerungs- und nachtaktiven Schlangen auch am Tage aktiv sind und nicht zur Ruhe kommen. Auf Dauer führt das zu Stress und der wiederum zu Folgeerkrankungen.
Diesen Zustand auf die Natur übertragen bedeutet:  Für die Schlangen scheint niemals die Sonne!

Zu guter Letzt  simuliere ich mit dem Strahler zweimal am Tag eine Dämmerung, indem ich den Strahler morgens eine halbe Stunde nach der indirekten Beleuchtung angehen und abends eine halbe Stunde vorher ausgehen lasse.
Am Abend werden die Tiere in der Zeit aktiv und werden am Ende der Dämmerungsphase gefüttert.
Auch das ist bei Verwendung eines Heatpanel nicht möglich, da die zweite Lichtquelle fehlt. Hier wird es abrupt Nacht bzw. Tag.

Wenn man sich in zoologischen Einrichtung umsieht, wird man auch hier feststellen, dass die nötigen Temperaturen in den Terrarienanlagen ausschließlich mit Strahler, in welcher Form und Größe auch immer, erreicht werden.
Das gleiche gilt auch für die Gestaltung und Einrichtung der Terrarien.

Propagierte, angeblich moderne Haltungs-Trends aus den USA (Maxwell 2005), wie einfachste kleine bzw. flache sterile Kunststoffterrarien (Cube), lediglich mit Heatpanels und einem oder zwei waagrechten Ästen oder sogar Kunststoffrohren versehen, auf dem Boden etwas Zeitungspapier und wenn es gut läuft in der Ecke eine Plastikpflanze, wurden leider auch hierzulande Standart in der Baumpython-Haltung. Jungtiere werden mittlerweile praktisch ausschließlich in nackten Plastikdosen bzw. in Schubladensysthemen (Racks) gehalten.
Unabhängig davon, dass dies nicht unserer Gesetzgebung entspricht, sind solche Haltungsformen meiner tiefsten Überzeugung nach ein Irrweg, der sicherlich nichts mit seriöser Terraristik zu tun hat und garantiert nicht zum Wohlbefinden und Langlebigkeit von Terrarieninsassen im Allgemeinen und insbesondere des  "Grünen Baumpythons" beiträgt. Nicht umsonst ist der Baumpythonbestand seit ca. 10 Jahren stark rückläufig!
                              
Ich bin in nunmehr 38 Jahren aktiver Terraristik immer gut gefahren weil ich mich grundsätzlich an der Natur und natürlichen Gegebenheiten sowie Abläufen orientiert habe.  Meine Überzeugung ist, dass ich gerade deshalb, extrem wenig bis gar keine Probleme mit all meinen Tieren hatte und habe. Das extrem hohe Lebensalter sämtlicher Baumpythons in meinem Bestand und die fast ausnahmslos 100% Schlupfraten sind offensichtlich die Bestätigung meiner Denkweise. 

 In der heutigen Zeit, wo uns extremer Gegenwind seitens der Behörden, Tierschutzorganisationen und der Bevölkerung entgegenweht, ist mehr denn je eine "verantwortungsvolle naturnahe Reptilien-Haltung" die "einzige Rechtfertigung" für unser Hobby, - was unabhängig davon im Sinne des Tierwohls liegt!

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